Mann, was hat mich das ganze Spiel hier Nerven und Zeit gekostet!!!!! Aber man tut ja viel, damit Ihr Leser coole und fette Interviews vor die Nase bekommt. Nach unzähligen Stunden vor der Google Suchmaschine und diversen angeklickten Seiten bin ich dann mal bei einer Band gelandet bei der, der ehemalige Deathrow Drummer Markus Hahn ausgeholfen hatte. Nachdem ich dann einen dieser Members angeschrieben habe, folgte auch prompt ne Antwort und korrekte zwei Tage später meldete sich dann auch schon Markus und noch mal zwei Tage später war das Inti im Kasten. Wühlen wir also etwas in der Vergangenheit, den glorreichen Achtzigern!!! Lest jetzt aber selber was der Drummer von einer der besten Deutschen Thrash Bands, die unter Anderem mit Possessed auf Tour waren, zu der Deathrow History zu sagen hat. Gitarrist Sven Flügge hat sich auch ein paar mal ins Geschehen gedrängt! Viel Spaß mit dem Stuff!!!!!

Hallo Markus, schön das wir einen von euch gefunden haben um mal in der Deathrow Geschichte rumzugraben. Ich hoffe es wird dir ein wenig Spaß machen noch mal über die alten Zeiten nachzudenken und dich zu erinnern und uns an eurer Geschichte teilhaben lässt!! Was geht gerade in die vor? Melden sich häufiger Leute die ein Inti mit einem von euch machen wollen?

Es ist wirklich so,dass wir immer noch „gefragt“ sind. In zwei deutschen Metalmags sind Biographien incl. Fotos von DEATHROW erschienen und Interviews von uns sind immer noch akut, vor allem aus Osteuropa kommen viele Mags auf uns zu. Es ist interessant zu sehen, wie bekannt wir eigentlich in Ungarn oder der Ukraine waren bzw. sind. Ich kann mich an ein ukrainisches Fanzine erinnern, das uns viel Geld geboten hat, um an unser erstes Demotape zukommen. Die waren echt hartnäckig die Jungs.

Ok, fangen wir an! Erzähl uns doch erst mal wann und wie ihr euch gefunden habt, also du, Sven, Milo und Thomas!

Also, Sven und ich wohnten in Bremen und suchten Leute, um eine neue Metalband zu gründen, da sich unsere alte Band auf Grund unglücklicher Umstände (Tod des Sängers/Bassisten) aufgelöst hatte. Auf einer Anzeige von uns in diversen Metalmagazinen meldeten sich Milo und Thomas aus Düsseldorf, die die gleiche Ansicht und Auffassung in Sachen Band und Metal wie wir hatten und da Sven und mich sowieso nichts in Bremen hielt, zogen wir nach Düsseldorf um unser Glück zu versuchen.

Angefangen habt ihr unter dem Namen Samhain! Das wissen wahrscheinlich nur die Wenigsten, iss ja auch egal! Wer kam den auf die Idee mit dem Namen und welche Namen hattet ihr noch so auf dem Zettel stehen?

Nachdem wir vier so ein halbes Jahr zusammen geprobt hatten und es eigentlich von vornherein klar war, dass wir zusammen bleiben würden, weil wir uns super gut verstanden hatten, war es an der Zeit dem Ganzen einen Namen zu geben. Der Zufall half uns dabei, denn wir vier trafen uns und probten das erste Mal zusammen genau am 31. Oktober. Und da wir uns ein wenig in Sachen Mystik und ähnliches auskannten, wußten wir, dass dieses Datum das Fest des Herrn der Toten war, Namens SAMHAIN. Und zack, hatten wir unseren Bandnamen!

Wieso habt ihr angefangen euer eigenes Ding zu machen? Was habt ihr damals für Musik und Wen gehört?

Sven und ich hatten in Bremen jeder in einer eigenen Band gespielt und als wir uns 1982 das erste Mal trafen (er wurde in meine Schulklasse versetzt), haben wir sofort beschlossen unsere eigene Band zu gründen, was wir dann auch sofort machten und spielten unter dem Namen „Höllenhunde“ einige Gigs in und um Bremen. Wir wollten immer unser eigenes Ding machen und in Coverbands o.ä. zu spielen kam für uns nie in Frage. Wir wurden damals stark von Bands wie RIOT, TANK oder VENOM beeinflusst, aber auch Punkbands wie DISCHARGE oder GBH flossen in unseren Stil ein.

Habt ihr was unter dem Namen Samhain eingespielt? Ich hatte zwar bis vor kurzem noch ein Demo von euch, aber irgendwie ist das Teil verschollen, hahaha. Wenigstens weiß ich noch den Titel vom `86er Tape „Eternal Death“, richtig? Welche Tracks waren da drauf?

Durch das damals weit verbreitete Tapetrading kam ein Proberaum-Demo von uns in Deutschland und drüber hinaus in Umlauf. Das Teil hieß SAMHAIN - „Lord of the dead“ und hatte drei Instrumentalstücke drauf, da wir zu dem damaligen Zeitpunkt noch keinen Sänger hatten. Als wir dann für NOISE- Records das Studiodemo „Eternal Death“ aufnahmen, waren wir schon in einigen Magazinen vertreten gewesen und keine Unbekannten mehr. Auf diesem Demotape sind die Tracks „Slaughtered“ , „Samhain“ , „Riders of doom“ und „Violent Omen“ vertreten.

Dann, eines schönen Sommersamstags, das muß 1986 gewesen sein, denn es war Fußball - Weltmeisterschaft in Mexiko, in der Essener Zeche Carl hatten Sodom ihre Release Party zur „Obsessed by Cruelty“. Sodom, Kreator und Deathrow haben dann gespielt. Das war mein erstes Konzert in der Zeche Carl!!! Wir haben uns mit dir unterhalten als du gesagt hast, ihr heißt jetzt Deathrow! Es müssen ca. 150 Leute da gewesen sein. Kannst du dich noch daran erinnern? Und jetzt sag bitte nicht einfach nur Ja oder Nein, hahaha ! Warum habt ihr euch umbenannt? Wegen den Amis? Haben die Stress gemacht?

Klar kann ich mich noch an diesen Gig erinnern. Es war unser letzter Auftritt unter dem Namen SAMHAIN und mit den damals hyperbekannten Bands KREATOR und SODOM ein echtes Highlight in unserer Bandgeschichte zu dem Zeitpunkt. Wir waren dick mit KREATOR befreundet und pennten auch nach diesem Konzert bei denen. Natürlich stieg dann noch `ne Megaparty mit allen Bands in Essen in irgendeiner Kaschemme, aber es war Superklasse. Aber an Dich und unser Gespräch kann ich mich natürlich überhaupt nicht mehr erinnern. Zu dem Zeitpunkt lernten wir ohne Ende Leute kennen, gaben Haufenweise Interviews und waren nur unterwegs, da bleibt dann nicht viel hängen. Von unserer Plattenfirma NOISE – Records kam damals die Order unseren Bandnamen zu ändern, da es in Amerika eine bekannte Band SAMHAIN gab, die natürlich die Rechte auf dem Namen hatten, und um irgendeinen Stress zu vermeiden, schlug uns NOISE den Namen DEATHROW vor. Als sie uns dann versprachen auf der ersten LP den Aufkleber „Ex-SAMHAIN“ drauf zu drucken, gaben wir unser Okay.

Später sind wir irgendwie alle noch ins Mephisto nach Gelsenkirchen (RIP) gefahren und haben eine fette Party gefeiert. Wir sind dann bei Lemmy abgeknickt. Kennst du Lemmy noch?

Klar kenn ich den alten Strategen noch. Da wir wie gesagt eng mit KREATOR befreundet waren, haben wir oft in Essen abgefeiert und dann bei Mille, Jülle oder eben Lemmy übernachtet. Vor knapp drei Jahren hab ich ihn auf einem Death/Black Metalkonzert eben in der Zeche Carl wiedergetroffen. Er hatte sehr lange in Amiland gelebt, war dort verheiratet gewesen und nachdem er nach einem schweren Arbeitsunfall erst seinen Job verlor und dann noch seine Ehe scheiterte, kam er wieder nach Essen zurück und wohnt wohl jetzt immer noch dort. War ein echt klasse Abend.

Wie viel Demos habt ihr insgesamt aufgenommen? Ich glaube es waren zwei, richtig?

Ja, wie gesagt das instrumentale „Lord of the dead“ und das Studiodemo „Eternal Death“.

Wann und wo habt ihr aufgenommen? Wie viel hat der Spaß damals gekostet und wer hat das alles bezahlt? Jajaja, wir wollen viel wissen, hahaha!

„Lord of the dead“ hat logischerweise nix gekostet, da wir es wie gesagt im Proberaum bei eine Probe aufgenommen hatten. „Eternal Death“ war eine 4 –Spur Aufnahme in einem superkleinen Düsseldorfer Studio und kostete alles in allem 400 DM. Das wurde wie eigentlich alles aus der Bandkasse bezahlt.

Habt ihr mit dem „Eternal Death“ Demo den Deal bei Noise Rec. ergattert?

Ja.

Weist du noch wie viele Demos ihr alles in allem verkauft habt?

Alle 350 Stück wurden verkauft. Davon aber knapp 100 an Radiostationen, Fanzines, Metalmags, Auftrittorte und unter Kumpels halt umsonst verteilt.

Wie ist es denn überhaupt zu dem Deal gekommen? Über wie viel Platten lief der Vertrag? Würdest Du es heute als Fehler sehen, das ihr bei Noise unterschrieben habt?

Mille von KREATOR sah uns bei unserem aller ersten Gig in Essen, damals mit VIOLENT FORCE aus Velbert. Er war so von uns begeistert, dass er uns fast bekniete ein Demo aufzunehmen, welches er dann mit zu NOISE nehmen würde, da KREATOR ihre zweite LP „Pleasure to kill“ in Berlin aufnehmen wollten. Das geschah dann auch so, und Mille legte ein gewichtiges Wort beim damaligen Chef von NOISE ein und dieser kontaktierte uns dann und nach ein paar Wochen war der Deal perfekt. Er lief über drei komplette Alben, mit einer Option für NOISE auf eine weitere komplette LP von uns. Es war auf keinen Fall ein Fehler bei NOISE zu unterschreiben, obwohl die Zusammenarbeit mit ihnen mehr als schwierig war. Aber wir waren damit „Kollegen“ wie z.B. HELLOWEEN , KREATOR , VOI VOD , RUNNING WILD etc. Und das war echt schon etwas, worauf wir als knallharte Thrashband megastolz waren.

Im Spätherbst 1986 kam dann euer Debüt „Satan `s Gift“ raus! Darauf waren 9 Tracks. „Slaughterd“, „Violent Omen“, „Samhain“ und ich glaube „Satan`s Gift“ aber auf jeden Fall das Intro zu „Winds of Death“ müßten vom letzten Samhain (?) Demo gewesen sein, oder? Oder waren alle 9 Tracks von euren Demos?

Wie oben die Titel schon erwähnt, waren alle vier Tracks vom „Eternal Death“ Demo auf dem ersten Album.

Wer ist denn für die Maiden- lastige Doppelmelodyline in „Slaughterd“ verantwortlich gewesen?

„Slaughtered“ stammt aus Sven´s Feder, aber wie auch bei Tommi´s Stücken haben die beiden sich immer gegenseitig die Melodien nur so um die Ohren gehauen. Und bis dann schließlich beide zufrieden waren, stand das Stück dann auch 100%ig. Sven und Thomas haben sich musikalisch wirklich toll verstanden und auch privat waren wir vier ständig zusammen und sahen in uns eigentlich mehr eine Clique als eine Band. War echt `ne Superzeit.

Ihr habt im Bochumer Studio Wahn mit Ralph Hubert aufgenommen., Wie war denn diese Erfahrung für euch? So richtig professionell im Studio?

Da wir nun schon bis dahin sehr lange zusammen gespielt hatten und schon ein Haufen Gigs absolvierten, war es natürlich spannend in so einem Multistudio zu arbeiten, aber richtig nervös waren wir eigentlich nicht. Man kann es vielleicht mit einer positiven Anspannung umschreiben. Aber um ehrlich zu sein: Ralph Hubert war ein absolutes Megaarschloch! Mit seiner superarrogannten Art und seinen peinlichen Kommentaren hat er uns „Frischlingen“ in keinster Weise unterstützt und hat ständig einen auf Wichtig gemacht.

Wusstet ihr bei den Aufnahmen schon von Ralph Huberts Kult Projekt Mekong Delta? Hat er euch was hören lassen?

Klar, das war ja fast nur Gesprächsthema Nr.1! Wie toll sie doch sind und überhaupt machen SIE richtige !!! Musik und werden es der Fachwelt schon zeigen und blablabla. Natürlich haben sie auch schon mal ein zum Besten gegeben usw.

Ihr wart ja überhaupt nicht von Slayer beeinflusst, huh?

Ich meine, wie alle deutschen Thrashbands hatten auch wir es sehr, sehr schwer uns gegen die Amibands durch zu setzen. Zur damaligen Zeit war es echt Gang und Gäbe gerade von den Magazinen USA Bands über den grünen Klee zu loben und alles was aus deutschen Landen kam klang irgendwie nach dem oder nach dem. Und überhaupt haben die deutschen Bands keinen eigenen Stil, solange sie nicht KREATOR oder SODOM hießen. Mit wem DEATHROW alles verglichen wurde, war echt schon unverschämt, zumal man als Musiker dem gegenüber völlig machtlos war.

Ich glaube ein halbes Jahr später schauten viele ziemlich dumm aus der Wäsche als ihr die Scheibe mit neuen (und besserem) Cover und Titel, jetzt „Riders of Doom“ rausgebracht habt. Warum denn der Zirkus? Wer hatte euch da Steine in den Weg gelegt?

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Unsere erste LP kam unter „Riders of doom“ auf dem europäischen Markt! Als dann die Scheibe in Amerika rauskommen sollte, war das Cover den Amis zu lasch und sie kreierten auf eigene Faust ihr Cover „Satan´s Gift“, welches auch nur so in den USA/Kanada erscheinen sollte. Durch einen diletantischen Fehler in der Versandabteilung bei NOISE kam dann das USA- Coveralbum dann nochmals auch in Europa heraus, sodass es eine LP mit zwei Cover gab. Und wieder mal war die Band die Dummen, vielen Dank nochmals, ihr Looser.

Wie waren denn die Reviews zu „Rider `s of Doom“ aka „Satan `s Gift“ ?

In den „kleineren“ nationalen und internationalen Mags überschlugen sich die positiven reviews. „Rock Hard“ und „Metal Hammer“ waren eher Heiter bis Wolkig. Herausragend bei den großen internationalen Mags waren das „Kerrang“ aus Großbritannien, die förmlich total auf DEATHROW abgefahren sind und wir quasi in jeder Ausgabe vertreten waren.

Kurz nach Veröffentlichung der Platte habe ich euch im Düsseldorfer Tor 3 (dieser Place fuckin`ruled!) an einem Freitag zusammen mit Assassin und Holy Moses gesehen. Holy Moses hatten gerade „Queen of Siam“ raus und Assassin ebenfalls ihren Erstling „The Upcomming Terror“. Hast du was zu diesem legendären Gig zu sagen? Schöne Erinnerungen oder so?

An diesen Gig kann ich mich nicht erinnern, sorry.

Wie war denn das Verhältnis damals zwischen euch Düsseldorfer Bands also Deathrow, Assassin und den ebenfalls bei Noise gewesenen Warrant? Gab es da großes Konkurrenz denken? Hat jeder seinen Stiefel gemacht, oder wie?

Mit ASSASSIN haben wir eigentlich immer nur Party gemacht und mit WARRANT hatten wir eigentlich nicht viel am Hut. Die Jungs waren zwar echt gut, aber doch sehr seltsam drauf, fast introvertiert.

Und zu den Anderen Bands in der Gegend? Violent Force, Living Death, Atlain, Sodom, Kreator? Hab ich wen vergessen? Eine Band kam noch aus Düsseldorf die verdammt cool war, aber ich komm zum verrecken nicht drauf!!!!!!! Uwe der Lutscher hat noch ein Demo von denen, grmpf!

Also, aus dem Thrashbereich kamen nur die von dir erwähnten Bands. Hard Rock u.ä. haben viele andere Bands aus Düsseldorf gemacht. Das Verhältnis zu KREATOR und ASSASSIN kennst Du ja bereits, mit VIOLENT FORCE hatten wir auch ein sehr kumpelhaftes Verhältnis quasi und hatten uns oft gegenseitig im Proberaum besucht usw. Außerdem fallen mir noch DARKNESS und SCANDIUM aus Essen ein.

Auf „Riders of Doom“ habt ihr ja nur Gas gegeben! Was ich natürlich voll geil fand. Aber warum? Musstet ihr damals jemanden was beweisen, oder so? Ich kann mir das nämlich gut vorstellen, bei dem Haufen an Bands in der Gegend und überhaupt in Deutschland! Destruction wären da noch erwähnenswert und Iron Angel!

Das Ganze hatte nix mit Beweisen oder was weiß ich zu tun, wir waren einfach so und sind genau auf diesem Musikstil abgefahren, dass war einfach DEATHROW. Auf DESTRUCTION waren wir früher eigentlich nicht gut zu sprechen (benahmen sich uns gegenüber immer wie die Kings), mit Iron Angel hatten wir nie Kontakt.

1987 habt ihr dann eure zweite und beste Scheibe „Raging Steel“ eingeprügelt, deren Qualität ich aber auch erst seit ein paar Jahren wirklich entdeckt habe. Vorher fand ich nur die schnelle Sachen darauf wie den Titeltrack (Hymne!!!), „Scattered by the Wind“, „Pledge To Die“ und „Mortal Dread“ wirklich gut, hahaha. Dein Kommentar zu „Raging Steel“, bitte!

(Sven Flügge ist gerade ins Studio gekommen, er soll´s Dir beantworten)- Er überlegt wirklich sehr lange. Was ist denn jetzt? Sven: Im Grunde genommen war „Raging Steel“ die konsequente Fortführung von „Riders of doom“.(Mehr ist aus diesem Menschen nicht heraus zu bekommen) Ich: Wir wußten nach dem „desaster“ der ersten Platte was auf uns zukommen wird und haben durch Tourneen und harter Arbeit uns viel Routine angeeignet, welches deutlich in den neuen Songs niedergeschlagen hat.

Ihr seid diesmal ins Music-Lab Studio nach Berlin gefahren. Produziert hat euch Kult Harris Johns! War es diesmal professioneller wie bei eurem Erstling? Erzähl mal was!

Zu aller erst, vergleichen kann man beides überhaupt nicht, dafür waren die Begebenheiten und die Voraussetzungen völlig unterschiedlich. Auch Harris Johns war ein schwieriger Zeitgenosse mit vielen Macken.

Sven: Wenn man als Unerfahrene Band ins Studio kommt, dann klingt natürlich erstmal alles besser als vorher gehört. Also braucht man einen erfahrenen Produzenten, der die Musik der Band versteht und dementsprechend Soundmäßig in die richtige Richtung schraubt. Dieses ist Harris auf jeden Fall 100%ig besser gelungen als Ralph bei dem ersten Album.

Wie waren denn die Reviews zu „Raging Steel“ ? Den Slayer Vergleich seit ihr ja irgendwie nie richtig losgeworden, oder ? Ich glaube, das lag aber auch ein wenig an Milo `s Vocals, die ja ein wenig Tom Araya mäßig waren!

Sven: Zu derzeit ist eigentlich jede deutsche Thrashband mit SLAYER verglichen worden, dass war sogesehen nichts Neues.

Ich: Der SLAYER- Vergleich nahm eigentlich rapide ab und erschien nur noch am Rande, dass war dann schon ganz OK. Das einzig negative der Bewertungen war der dann doch etwas lasche Guitarrensound. Milo´s Gesang wurde nur selten mit Tom Araya verglichen, wenn überhaupt, dann sein ähnliches Aussehen.

Das Cover hat erneut, wie bei eurem Erstling, Phil Lawvere gezeichnet, der ja zu der Zeit ein ganz Gefragter war (Kreator, ihr, etc.). Wie seit ihr an ihn gekommen? War das ein teurer Spaß? Oder hattet ihr das gar nicht in der Hand?

Der Typ war damals der „Hauszeichner“ von NOISE, das bedeutete, das sich jede Thrashband von NOISE ein Cover von ihm aussuchen MUSSTE! Ich weiß es noch wie heute: NOISE- Chef Walterbach kam zu uns ins Studio, knallte uns `ne Mappe mit Covermotiven vor die Nasen und meinte nur: „Sucht Euch irgend eins aus!“ und verschwand wieder. Das wir aber selbst ein eigenes Cover entworfen hatten, mit Titel und Backcover und dieses als unser Albumcover haben wollten, interessierte dieses aufgeblasene Arschloch überhaupt gar nicht! So mußten wir in den sauren Apfel beissen und wählten das „Raging Steel“ Cover aus, welches gerade noch so eben zu ertragen war, von den anderen ganz zu schweigen. Wieder mal ein herzliches Danke schön an NOISE. Unser selbst entworfenes und nicht genommenes Cover ließen wir dann auf T- Shirts drucken und war bei der anschließenden TANKART- Tour der absolute Renner. Unsere zweite LP sollte eigentlich „Scattered by the wind“ heißen und das Cover zeigte brennende Menschenschädel, aus denen schemenhafte, menschliche Seelen mit gequältem Gesichtsausdruck gen Himmel entwichen.

Heutzutage ist das Cover ja echt kitschig aber dafür ist es 100% Metal! Stimmst Du mir da zu? Aber auch „Riders of Doom“ sieht cool aus!

Sven: „Riders of doom“ war unsere Idee, wir wollten das Cover so haben und damals hatte NOISE tatsächlich zugestimmt und es so angefertigt. Auf „Satan´s Gift“ hatten wir, wie auch schon geschildert, überhaupt keinen Einfluß. Bei „Raging Steel“ mußten wir wie gesagt das „Einäugige unter den Blinden“ nehmen.

Die Platte war allerdings so gut, das Noise euch mit Voi Vod und den göttlichen Possessed auf Tour geschickt haben?

Haaaallo!!! Die Tour mit POSSESSED und VOI VOD war nach "Riders Of Doom"!!! Aufgrund des starken Albums und der guten Kritiken schickte uns NOISE sofort auf diese sehr, sehr wichtige Tour. Sie wurde dann auch ein absoluter Erfolg für uns.

Ich selber habe euch dann auf der Tour in der Bochumer Zeche gesehen ( der kleine Uwe war natürlich auch dabei! – Marcus). Kannst du dich noch an diesen Abend erinnern? Alle Drei Bands haben wirklich alles gegeben und später bei Possessed kam es zu legendären Schlacht zwischen Fans und Security. Kannst du dich daran auch noch erinnern? Possessed haben für 15 Min. aufgehört, haben dann aber weitergespielt!

Aber selbstredend kann ich mich daran noch erinnern. Es war wie eben schon gesagt unsere erste große Tour und wir waren mächtig stolz mit diesen Krachern spielen zu dürfen. Beide Bands waren super fair zu uns und wir alle waren echt wie eine große Familie. An dem besagten Abend waren die Jungs total fertig, denn von Amerika kannten sie solche Probleme zwischen Fans und Security überhaupt nicht und sie wußten wirklich nicht wie ihnen geschieht,

Wie sind denn deine Erinnerungen speziell zu dieser Tour? Das war ja ein legendäres Package. Das muß man ja sagen! Wie lief die Tour für euch? Habt ihr euch mit Possessed und Voi Vod gut verstanden?

Sven: Absolut. Auf der ganzen Tour haben wir quasi nur gefeiert und in Ludwigsburg hätten wir vor lauter Gelage fast unseren Auftritt verpasst. An dieser Stelle viele Grüße an Debbie Abono, die Ziehmutter des Bay Area Thrash!

Ich: Genau. In Ludwigsburg saßen wir noch mit den Jungs von POSSESSED im Backstageraum zusammen und hatten uns totgelacht, als wir unser eigenes Intro unten im Saal hörten. Und wir waren überhaupt noch nicht fertig, hatten original die Zeit vergessen. Mit fliegenden Fahnen zogen wir uns um und erreichten mehr schlecht als Recht die Bühne.

Wenn ich nicht ganz falsch liege, wart ihr einmal in Amerika für `ne Tour. Weißt du noch mit wem ihr da gespielt habt? Hattet ihr da auch abräumen können?

Sven: Da liegst Du aber ganz falsch, mein lieber Freund. Es war zwar schwer im Gespräch, hatte sich aber nie ergeben.

Ich: Wir standen auf der Importliste der Amis ganz oben und NOISE- Chef Walterbach roch viel Geld wenn er uns dort rüberschickt, aber warum und wieso das alles scheiterte, kann ich Dir nicht sagen.

Und jetzt verlassen sie mich ein wenig! Jetzt bist du dran! Ich hab euch danach aus den Augen verloren und hatte mich dazu entschieden, dem mehr und mehr aufkommenden Death Metal zu folgen, was ich übrigens heute noch tue. Und dennoch gibt es nichts größeres und aggressiveres als Thrash Metal aus den 80ern !!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich glaube Thomas (Priebe – Guitars) ist dann ausgestiegen und wurde durch Uwe Osterlehner ersetzt? Warum ist Thomas ausgestiegen oder wurde er gefeuert? Verlief das alles friedlich, oder wie? Kam Thomas nicht mehr mit eurem mehr und mehr technisch ausgerichteten Zeugs hinterher?

(Sven verdrückt sich mal wieder Richtung Regieraum, er hasst Interviews. Schon damals mussten Milo und ich alle Interviews machen, ich hasse ihn heute noch dafür – also Sven, nicht Milo) Okay, also der Reihe nach: Ende 1987, knapp einen Monat nach der ersten Tour mit TANKARD wurde es Thomas zu viel und gab uns seinen Ausstieg bekannt. Wir hatten schon drei neue Stücke für die dritte LP fertig (zwei vom Tommi, die Superklasse waren) und waren durch seinen plötzlichen Ausstieg völlig vor dem Kopf gestoßen. Thomas hatte die Schnauze voll vom ewigen Touren, Livegigs, proben etc. und war völlig ausgebrannt. Da er auch riesige Schwierigkeiten bei Studioaufnahmen hatte und seine Liveperformance Aufgrund seiner akuten Lustlosigkeit immer schlechter wurde, zog ER die Reissleine und verließ die Band. Wir waren lange Zeit total konsterniert, dachten auch schon über ein Ende von DEATHROW nach. Dann kam eine Einladung aus Italien dort mit CORONER(Schweiz) zu touren und das nahmen wir als Anlass weiter zu machen und dort Notfalls zu dritt Aufzutreten. Nach intensiver Suche fanden wir in Uwe Osterlehner den erhofften Nachfolger für Thomas Priebe und nachdem Uwe von jetzt auf gleich von Augsburg nach Düsseldorf gezogen war, gingen wir im April 1988 in Italien auf Tour.

Ich glaube danach kam "Deception Ignored", 1988, ebenfalls über Noise. Ich habe diese Platte nie gehört! Wie hört sie sich an? Ich glaube ihr seit technischer und gleichzeitig langsamer geworden, oder? Ich hab da noch so ein altes Review vom Rock Hard im Kopf! Warum? War das einfach der Lauf der Dinge? Ist es das gewesen, was man im Volksmund „Weiterentwicklung“ nennt?

„Deception ignored“ kann man mit den ersten beiden Alben nicht vergleichen, denn mit Uwe kam ein neuer Stil, ein neuer Charakter in den Sound von DEATHROW. Diese LP bekam sogar von den „großen“ deutschen Magazinen sehr gute Kritiken und stellt das bestverkaufteste Werk von uns dar. Wie kann ich Dir die Platte beschreiben? Es sind drei Stücke drauf, die hauptsächlich von Sven geschrieben wurden, die ähnlich sind wie die Kracher auf „Raging Steel“. Bei den anderen merkt man deutlich den neuen Stil von Uwe heraus. D.h. sie sind sehr lang, sehr abwechslungsfreudig und auf einem spieltechnisch sehr hohem Stand. Milo´s Gesang hatte sich deutlich verbessert und der Gesamtsound war besser, fetter als die Vorgänger. In meinen Augen stellt aber „Deception ignored“ die schwächste DEATHROW LP dar, obwohl sie die, wie gesagt, erfolgreichste war.

Nach der „Deception Ignored“ seid ihr weg von Noise. Warum? Haben sie euch gewippt? Oder einfach nur Vertrag erfüllt und Feierabend?

Noise Records wollten nach der dritten LP die Option auf eine weitere von uns ziehen, da wir gute Verkaufszahlen vorweisen konnten. Da wir in Großbritannien sehr populär waren, eben Aufgrund der schon vorher genannten „Hilfe“ des Metalmags „Kerrang“, wollten uns NOISE dort auf Tournee zusammen mit SABBAT schicken. Der Haken an der Sache war, das wir für sämtliche Kosten überkommen sollten, also vom Tourbus an bis hin zu Hotels, Verpflegung etc. Ansonsten würden wir den Plattenvertrag nicht verlängert bekommen. Da dieses in unseren Augen die reinste Erpressung darstellte, haben wir die Option von uns aus gekündigt, indem wir NOISE mitteilten, die Band hätte sich aufgelöst, was natürlich nicht stimmte, nur das war unsere einzige Chance aus diesem Knebelvertrag heraus zu kommen, was dann auch schließlich nach zähem Ringen klappte.

1992 habt ihr euer letztes Album „Life Beyond“, 1992 veröffentlicht. Allerdings über das WVR Label? Ich glaube auf dem Label hat mein Kumpel Rene mit Jumping Jesus das Album „The Art of Crucifying“ veröffentlicht! Hast du was zu dem Album, also „Life Beyond“ zu sagen? Ich habe die Platte ebenfalls nie gehört!

Nun, nach dem ganzen oben geschilderten Stress, haben wir uns erstmal eine längere Verschnaufspause gekönnt, da wir alle durch die ständigen Nackenschläge doch ziemlich angenervt waren. Nach einer Tournee mit den Amis PSYCOTIC WALTZ Anfang 1992 durch Deutschland, bekamen wir dann einige Plattenvertragsangebote, von denen wir dann das „West Virginia Records“ Label wählten und einen Deal über ein Album unterschrieben. Unsere vierte CD „Life beyond“ ist meiner Meinung nach unser bestes Album. Hier haben wir unsere ganze Wut, unsere gesamte negative Energie rausgeprügelt. „Life beyond“ ist so geworden, wie eigentlich der Nachfolger von „Raging Steel“ hätte werden sollen, wenn Tommi nicht ausgestiegen wäre. Wie soll ich Dir die LP erklären? Die Tracks sind durch die Bank knallharter, purer Thrash Metal, voller Energie, vieler Doppelbassparts, kurz und bündig runtergedrescht. Beim Sound der CD hat sich Produzent Andy Klaasen (Guitarrist von HOLY MOSES) selbst übertroffen.

Danach habt ihr euch, glaube ich , still und heimlich aufgelöst, oder? Was war der Grund dafür? Mangelnder Erfolg?

Mangelnder Erfolg auf keinen Fall. Wir hatten nach der Veröffentlichung der vierten CD viele Angebote für Gigs, Tourneen und Festivals. Wir waren platt, zermürbt, müde geworden von der Knochenmühle Musikgeschäft und hatten einfach keinen Willen mehr die ganze Scheiße wieder von vorne durchzumachen, denn schon nach kurzer Zeit versuchten uns auch WVRecords link zu ficken, und wir verhandelten gegenseitig nur noch über Anwälte miteinander und wir ließen uns deren Alleingang einfach nicht gefallen. Irgendwann haben wir´s dann sein gelassen und in absoluter Freundschaft sind wir als Band dann auseinander gegangen und haben heute noch miteinander zu tun.

Habt ihr jemals von Noise Royality`s erhalten oder haben sie euch abgerippt? Bekommst du heute noch Geld von Noise?

Noise Records haben uns völlig abgelinkt, haben uns manipulierte Verkaufszahlen vorgelegt, haben uns Abrechnungen vom Merchandiseverkauf vorenthalten und auch die Zahlungen nach den Tourneen stanken zum Himmel. Alles in allem haben wir aber ganz gut verdient, auch viele Jahre später kam noch Kohle. Das Geld kam dann auf unser Bandkonto von dem wir den Proberaum bezahlten und uns neue Instrumente kauften.

Wenn du heute so zurückblickst: Welches war das wichtigste Album für dich und Deathrow? Wie stehst du denn heute zu euren Scheiben? Welches ist deiner Meinung nach das Beste?

Alle Alben waren wichtig, das steht außer Frage. Bei „Riders of doom“ gefällt mir die freche Unbekümmertheit mit der wir als „Neulinge“ den Thrash Metal den Fans nur so um die Ohren geknüppelt haben. „Raging Steel“ ist vom Songpotential absolut überragend. Hätte diese LP einen powervolleren, fetteren Sound, wäre sie ohne zu übertreiben ein Meilenstein im deutschen Thrash Metal geworden. Bei „Deception ignored“ spielten alle Musiker an ihrem absoluten Limit. Ich bin mir sicher, eine so technisch Anspruchsvolle LP würden wir nie wieder hinkriegen. Noch heute schüttele ich den Kopf darüber, was wir uns da zusammen gespielt haben, im positivem meine ich. „Life beyond“ besitzt eine so konzentrierte Intensivität und Aggression, das sie in meinen Augen, wie schon gesagt, unsere beste CD darstellt, obwohl eben alle Alben ihren eigenen Charakter ausdrücken. Es ist lange her, dass ich mir eine CD von uns angehört habe, einfach aus dem Grund, dass ich sie halt In- und Auswendig kenne. Ich stehe noch heute voll und ganz hinter allen vier Alben und bin immer noch mächtig stolz auf sie.

Welches war das wichtigste Ereignis in eurer Karriere?

Da kann ich für Sven und mich sprechen (Sven hat sich immer noch verkrümelt): Wir zwei haben in einer Nacht und Nebelaktion unser Elternhaus und Freundeskreis verlassen, unsere Ausbildungsstellen zurückgelassen und haben in einer fremden Stadt ein halbes Jahr in einem alten VW- Bully gehaust und Dosenfraß gefuttert, nur mit dem einzigen Ziel eine Band zu gründen, eine Platte aufzunehmen und auf der Bühne zu stehen. Als wir dann nach einer echt sehr harten Zeit unseren ersten Plattenvertrag in den Händen hielten, war das ein unbeschreibliches Gefühl, das ich unmöglich wiedergeben kann. Ohne Quatsch, ich ziehe noch heute den Hut vor mir selbst und eben Sven, dass wir soviel Rückrat bewiesen und es allen gezeigt haben.

Was glaubst Du ab wann und warum ist der Stern Deathrow`s untergegangen ? Glaubst du das es was mit der Macht des Death Metal zu tun hatte?

DEATHROW´s Stern konnte nicht untergehen, er ist nie richtig aufgegangen! Immer wenn es nur noch ein kleines Stückchen zum absoluten Durchbruch war, ist uns immer wieder etwas zwischen die Beine geworfen worden und es hat nie richtig zum „berühmt sein“ gereicht. Aber im Endefekt haben wir uns nie unterkriegen lassen, dass war eigentlich unsere beste Eigenschaft als Band. Der Death Metal war so gesehen unser ständiger Begleiter, aber wir hatten ihn nie als Konkurrenz gesehen. Death Metal hatte damals wie auch heute noch seine eigene Schiene, seine eigene Fanschicht und das war völlig okay. Aber von einer „Macht“ zu sprechen ist der größte Schwachsinn den ich je gehört habe.

Warum bekommt man eure beiden Ersten Alben nicht offiziell auf Cd? Hindern Noise euch daran? Gar kein Interesse sie auf Cd raus zu bringen? Ich weiß von euren Stadt und Labelmates Warrant, das Noise solche Sachen blockieren, allerdings haben sie ihre beiden Platten auf Cd rausbringen können vor 3 Jahren!

Tja, und rate mal wo sie diese Aufnahmen von Audioband auf Digital CD ziehen ließen? Richtig, in unserem Musikstudio. Mit Biegen und Brechen haben sich WARRANT die damaligen Bänder von NOISE Records sichern können und wir haben hier echt in Kleinstarbeit alles Knacken und Störgeräusche herausgeschnitten und dann eine Kombi- CD von ihrer ersten Mini- LP und den beiden folgenden Alben zusammengestellt. Mit welchem Erfolg kann ich Dir aber leider nicht sagen. Ob wir so eine Aktion in Sachen DEATHROW machen werden, kann ich nicht sicher sagen, mal schauen.

Du weißt aber, das eine Bootleg Fassung von „Satan `s Gift“ und „Raging Steel“ aus den Staaten gibt, oder? War das mit eurer Zustimmung? Nee, nicht?

Ja, klar wissen wir von den CD´s. Ein guter Kumpel von mir hat sie mir sofort zugeschickt. Genau die gleichen Schwarzpressungen gibt es aus Brasilien, ohne Scheiß jetzt. Der Sound ist okay und die Aufmachung ist auch ganz gut. Auf den Silberlingen selbst fehlt der GEMA-aufdruck, das eindeutige Zeichen für eine Fälschung. Uns hat natürlich keiner gefragt, aber das Ganze ist mittlerweile sowas von weitverbreitet und selbstverständlich, sollen die doch machen was sie wollen.

Du hast doch bestimmt eine Knallerstory wo man sich bei weg lachen kann parat, oder? Komm schon , wenigstens einen Lacher!!!!!

Gerade auf Tourneen oder im Studio bei Aufnahmen ist so viel an lustiges Zeug passiert, dass ist eh super schwer wiederzugeben, da das Meiste Situationskomik war. Aus dem Stehgreif fällt mir ein Gig in Aurich/Ostfriesland ein. Wir fuhren zusammen mit ASSASSIN in zwei Bullys hin und unsere Roudies besauften sich während der Fahrt dermaßen, dass sie original bei der Auskunft aus dem Bus fielen, als wir hinten die Klappe aufmachten. Die erste Band an dem Abend war RAGE und während deren Gig, machten wir mit den Jungs von ASSASSIN aus, das sie sich als DEATHROW ausgeben sollten und wir eben als ASSASSIN. Und was soll ich Dir sagen, die Meute (knapp 400 Leute) feuerten ASSASSIN wirklich als DEATHROW an und umgekehrt. Als die Fans doch tatsächlich von ASSASSIN „Riders of doom“ forderten, gingen die Jungs original auf der Bühne vor Lachen auf die Bretter und heulten Tränen. Überhaupt war das Ganze ziemlich bizzar, denn wir übernachteten dort in einer Turnhalle und wir alle feierten bis zur Abreise am nächsten Tag durch. Metal rules!!!

Hast du noch Kontakt zu Thomas, Milo oder Sven? Wo sind sie abgeblieben, außer das sie wahrscheinlich alle Familienväter sind, hahaha! Hast Du irgendwelche Adressen?

Also, mit dem Sven errichteten wir zusammen mit zwei anderen sehr guten Musikerkumpels zwischen 1997 und 1998 aus dem Nichts ein komplettes Hightech Studio mit allem drum und dran. Neben Musikaufnahmen machen wir vor allem Syncronisationen von PC-spielen, Computeranimationen, Hintergrundgeräusche und –musik etc. Milo ist absoluter Computerfachmann in irgendeiner dicken Firma und organisiert unter anderem Nu-Metal/Grungeveranstaltungen in Düsseldorf, auf denen wir Studiojungs ab und an hingehen, sodass ich Milo so alle zwei Monate treffe. Milo hat als einziger noch Kontakt zu Thomas, er hat sich sehr rar gemacht. Ich hatte Tommi vor drei Jahren mal zufällig auf einem Metalkonzert getroffen. Zu Uwe haben wir noch ab und zu Kontakt, er ist nach Augsburg zurückgegangen, hat auch ein eigenes Musikstudio, arbeitet deshalb mal mit uns zusammen und ist als einziger von uns verhairatet und hat zwei Töchter, lebt aber allerdings in Scheidung.

Verfolgst du die Metalszene noch ein wenig? Hast du mit Metal noch was zu tun? Hörst du dir manchmal noch eure alten Platten an? Was für Gefühle kommen da hoch? Hast du dein Kit noch?

Zu unseren eigenen Platten habe ich ja schon genug gesagt. Wenn ich sie mir anhöre, denke ich natürlich zurück, dass ist dann schon ein wenig melancholisch, aber ich weiß dann auch immer, wieviel Arbeit und Ärger damit verbunden war. Wir alle sind dem Metal irgendwie noch verbunden geblieben, aber ich bin der größte Freak. Ich kaufe mir noch immer alles vom tiefsten Death/Black Metal a la DESSECTION, GRAVE,DEATH über Thrash/Speed Metal wie EXHORDER,INVOCATOR,NUCLEAR ASSAULT bis hin zu melodischen Metal a la STRATOVARIOUS und FORBIDDEN. Mein Drumkit steht hier im Studiokeller, ich habe aber auch absolut keinen Drang dazu, es wieder aufzubauen. Mein letztes Studioalbum habe ich vor einigen Jahren für eine Metalkombo eingespielt, die kurz vorher ihren Schlagzeuger gefeuert hatten.

Wenn ja, was denkst du über die Szene heute? Wo siehst du die Unterschiede von 1986 zu 2003? Glaubst du damals war wirklich alles einfacher? Oder ist es heut zu Tage einfacher an einen Deal zu kommen?

Ich bin der Meinung, die Schwierigkeiten an einen Deal als Thrash/Death Metalband sind genauso groß geblieben wie damals. Meistens klappt´s dann nur mit viel Glück und Beziehungen. Der harte Metal an sich ist im Stil breiter, vielfältiger geworden. Sachen wie Doom und Gothic sind miteingeflossen, Spieltechnisch hat sich von der Fertigkeit der Musiker her nicht viel verändert. Was sehr herausragt ist natürlich die absolute Hightech in den Musikstudios. Die Guitarren kommen gigantisch knallhart rüber, auch die Drums werden getrickert, um den perfekten, fetten Sound zu erreichen, der Gesamtsound ist reifer, ausgefeilter geworden. Ich war Ende Dezember ´02 in Düsseldorf auf einem Nachwuchsfestival von Death Metalbands und alle vier Bands waren ultrahart und megaschnell, dabei aber sehr gut. Gerade hier hab ich wieder gesehen: Der pure Thrash/Death Metal ist einfach nicht unterzukriegen und es kommen immer noch junge Bands hinterher, klasse!

Hättest du dir damals vorstellen können, dass das Rock Hard zu so einer großen, führenden Metal Zeitung wird?

Ja, absolut.

Obwohl, die Deutsche Presse hat euch ja doch recht Stiefmütterlich behandelt, stimmts?

Über die Schwierigkeit mit den Amibands hab ich ja vorhin geschildert. Wir hatten es eigentlich nur mit „Metal Hammer“ und „Rock Hard“ sehr schwer gehabt, wir konnten machen was wir wollten, wir kamen immer nicht so gut weg. Ich kann mich noch gut an einer Begegnung mit Oliver Klemm, Schreiberling vom „Metal Hammer“, erinnern, der unser Debutalbum sehr schlecht in der Ausgabe beschrieb, und ich fragte ihn, wie er auf den ganzen Stuß gekommen war, den er über unsere Platte geschrieben hatte, und er meinte doch tatsächlich nur, er hätte gar keine Zeit sich die LP´s anzuhören und würde nur vom Hörensagen seine Kritiken schreiben. Ich habe ihn daraufhin so übel beleidigt, dass ich mich eine Woche später schriftlich bei ihm entschuldigte. Von solchen armen Würstchen ist man als Band also abhängig, ob man ein Bein auf die Erde bekommt oder nicht.

Hast du gehört das ASSASSIN dieses Jahr auf dem Wacken spielen? Cool, huh? Wie wärs denn mit 'ner DEATHROW Reunion? Für zwei oder drei Gigs? Was hällst du von der Reunion ASSASSINs?

Was andere Bands machen oder eben nicht ist mir ehrlich gesagt völlig egal. ASSASSIN haben sich wieder zusammengetan, also sollen sie's machen. Ich weiß allerdings, dass das Ganze überhaupt nicht vorwärts kommt. Nachdem Markus Ludwig, der original Bassist, die Band gleich wieder verlassen hatte, ist auch der Schlagzeuger ausgestiegen. Wie´s momentan aussieht, weiß ich nicht. Eine Reunion von DEATHROW wird es jedenfalls nicht geben. Diese Frische, die Unbekümmertheit, den Elan, das Herzblut und den Ergeiz von damals wird nie wieder zurückkommen. Wir waren zur rechten Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Leuten, das war gut so und so soll es auch bleiben. Um mit Gewalt irgendein Glücksgefühl von damals wieder zurückzuholen ist mir die Zeit und die Kraft zu schade. Die Perspektiven haben sich einfach verändert.

Wenn du heute eine Playlist für euren Gig zusammenbasteln müsstest, wie sähe der aus?

Schwere Frage. Auf jeden Fall hauptsächlich Stücke von „Raging Steel“ und „Life beyond“.

Was machst du denn jetzt so? Welchen Berufsweg hast du eingeschlagen?

Ich habe die Lehre zum Gebäudereiniger in der Zeit mit DEATHROW vollendet und arbeite noch heute in dem Beruf. Wenn ich Zeit und Lust habe, helfe ich hier im Studio aus.

Gibt es noch alte Samhain oder Deathrow Tapes mit alten, nie veröffentlichten Songs?

Es gibt tatsächlich drei fertige Stücke von uns, die nie auf CD gebrannt wurden. Zwei davon wie vorher schon erzählt, die wir kurz vor Thomas Priebe´s Ausstieg für die eigentliche dritte Platte mit ihm machten. Da er die Stücke geschrieben hatte, erlaubte er uns zwar, die Stücke zu spielen, aber nach Uwe Osterlehner´s Einstieg und den Stilwechsel waren die Tracks nicht mehr aktuell. Dann gibt es noch ein komplett fertiges Stück, welches wir auch Live gespielt hatten. Es hieß „Jaqual´s Wall“ und entstand kurz nach den Aufnahmen der ersten LP. Irgendwie schaffte es das Stück nicht auf die zweite Platte und verschwand dann ganz. Ich meine, Thomas müsste das Stück noch irgendwo auf Cassette haben. Es war ähnlich im Stil von „Mortal dread“ und ich fand´s eigentlich immer klasse.

Du weißt sicherlich das gerade der Orginalrelease von „Satan `s Gift“ aber auch „Riders of Doom“ und „Raging Steel“ sehr gefragte Sammlerstücke sind, die nicht gerade für ein Appel und ein Ei zu erwerben sind! Macht dich das ein wenig stolz?

Ja, auf jeden Fall.

Viele der jüngeren Bands geben euch als Einfluss an! In Interviews heisst es dann hier und da schon mal :“ ... zu unseren Einflüssen gehören die Deutschen Deathrow!“. Macht dich solch eine Aussage ein wenig stolz?

Ich habe wirklich schon einige Plattenkritiken gelesen, wo das Album mit einer von unseren Scheiben verglichen wurde, dass ist echt ein komisches Gefühl. Auch liest man ab und zu von Musikern, die uns als ihren Musikstileinfluss nennen. Das macht mich persönlich wirklich unheimlich stolz.

Gibt es noch alte Shirts von Deathrow? (Lechtz, Hächel!!!)

Ich persönlich habe noch etwa 10 einzelne Shirts mit unterschiedlichen Motiven.

Das ist zwar rein hypothetisch aber was glaubst du, was habt ihr falsch gemacht oder habt ihr letztlich alles richtig gemacht? Würde es Deathrow, wenn alles optimal gelaufen wäre, heute noch geben?

Wir haben meiner Meinung nach weder alles richtig noch alles falsch gemacht. So wie es gelaufen ist, war es schon in Ordnung. Wenn die erneute Linkerei von der zweiten Plattenfirma nach unserer vierten CD nicht gewesen wäre, oder nicht so krass gewesen wäre, bin ich mir sicher, dass wir noch mindestens eine weitere CD aufgenommen hätten. Aber das ist wie Du schon sagtes wirklich hypothetisch.

Ok. Markus, das soll s gewesen sein. Ich hoffe es hat die ein wenig Spaß gemacht über all die Sachen mal zu plaudern und in Erinnerungen, gut oder weniger gut, zu schwelgen? Ich weiß, es war nicht gerade wenig aber wann liest man schon mal was über Deathrow??????? Es war schon schwierig genug einen von Euch zu finden, hahaha. Ich kann mir gut vorstellen, das die Kollegen vom Snakepit Mag. recht bald nachziehen wollen, hahaha. Hm, mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht jemanden aus den ersten Stunden des Deutschen Thrash Metals aus zu buddeln, hahaha. Die Letzten Worte gehören Dir und Sven!
Also, vielen Dank im Namen aller Deutschen Thrasher! Bleib gesund! Thrash On!!!!
Marcus / Carnage Zine

Also da Sven nicht da ist, geb ich folgendes zum Schluß noch ab: Jungs und Mädels, kauft Euch weiter Metal CDs, geht zu Konzerten und wenn Ihr Bock drauf habt 'ne Metal Band zu gründen, dann macht es. Hauptsache wir zeigen allen, dass der Metal da ist und dass es ihn immer geben wird!!! OK, Marcus, bis demnächst, hau rein!
Markus Hahn

Interview: Marcus