Schweden, Land des Wasas, der Elche und des Ikeas.... naja, ein oder zwei Bands gibt's da auch noch. Und komischerweise schießen die da wie Pilze aus dem Boden. Deathboot sind eine neue Band aus Sverige und zocken auf "Ballcrusher" coolen Death Metal. Obwohl sie das gar nicht wollten. Wendel, Saitenhexer und Sänger, mailte mir ein paar Mal und heraus kam dieses Interview.

DEATHBOOT, das ist für meine Ohren ein komischer Name. Ist da eine Bedeutung hinter, die ich nicht verstehe?

Wir wollten eine Mischung aus Death Metal und Crust spielen und Crust wird hier in Schweden Kängpunk ("Bootpunk") genannt. Also kann man schon sagen, dass der Name in schwedisch eine Bedeutung hat, aber ich denke, wir haben ihn einfach aus einem Mangel an Vorstellungskraft gewählt.

Erzähl doch mal kurz was über euch.....

Deathboot startete 1999 mit dem gleichen Line-up wie heute. Seitdem haben wir so um die zwanzig Shows gespielt, zwei Demos mit einem Kassettenrecorder aufgenommen ("In Käng We Crust" and "Deathboot"), ein mit einem Vier-Spurer aufgenommenes Teil ("Who Need Alice DeeJay Anyway???") und zwei, die wir in einem richtigen Studio aufnahmen ("Hagridden" and "Grind Pusher"). Naja, und jetzt halt noch die Promo-CD "Ballcrusher".

Auf besagter "Ballcrusher" CD habt ihr ein Cover von S.O.D., was ich eine ungewöhnliche Wahl finde. Warum habt ihr die genommen?

S.O.D. sind ein verdammt großer Einfluss für uns, in der Musik wie auch in den Texten. Live spielen wir neben diesem Cover auch Stücke von MISFITS, RAMONES, STREBERS und NASUM. Aber jedes Mal eben auch "Shenanigans", also entschieden wir uns dafür, es mit aufzunehmen. Ich hörte da auch noch so ein Gerücht, dass Billy Milano eine S.O.D. Tributealbum plant.....

Ja, das habe ich auch gehört. Vielleicht könnt ihr ja einen Song drauf unterbringen. Und wenn er nicht mag, was er spielt, wird Billy vielleicht versuchen, euch aus dem Fenster zu werden, haha.

Dann muss er mit Viktor klarkommen, 125 Kilo of grinding madness, haha!

Wie würdest Du eure Musik nennen? Was sind eure Einflüsse?

In den meisten Reviews werden wir mit Old School Death Metal verglichen und zugerechnet. Ich will jetzt nicht mit der alten "unsere Musik kann man nicht in ein Genre packen" Scheiße anfangen, aber die Leute könnten uns wenigstens Grindcore nennen. DEATHBOOT kommt dabei raus, wenn du weder Death Metal noch Crust spielst, sondern irgendwie irgendwo in der Mitte gefangen bist.

Ich finde auch, dass ihr sehr nach altem schwedischem Death Metal klingt, sorry hehe.

Dann bist du wenigstens auf unser Album vorbereitet! Es sind bisher erst drei Songs geschrieben, aber ist viel Death Metal in ihnen und natürlich jede Menge Grind!

Wann wird das Album denn fertig sein? Wo werdet ihr das aufnehmen?

Bisher ist noch nichts festgemacht, aber ich denke, das Album wird vor dem nächsten Sommer fertig sein! Vorher werden wir wohl noch eine MCD machen. Beide werden wir im Flat Pig Studio hier in Malmö aufnehmen. Es ist das günstigste und beste Studio hier in der Gegend. Der Besitzer/Produzent ist ein Freund von uns und dazu noch ein großartiger Musiker, der uns immer hilft, das Beste aus uns herauszuholen. Dazu hat er noch immer gute Ideen für unsere Songs und für die Produktion im Ganzen.

Habt ihr schon Live-Erfahrungen sammeln können? Wie war's?

Yeah, wir haben so um die zwanzig Shows gespielt. Einige Shows haben weniger Sinn gemacht als andere, aber alles in allem bereue ich nicht all zu viel... Wir sind gerade von einem Punk-Festival in Ölan (eine Insel an der schwedischen Ostküste) zurückgekommen, wo wir zusammen mit meiner anderen Band APOLOGIA gewesen sind. Diskonto und Massaker haben da auch gespielt....

Wie war das Festival? Ihr habt doch mit APOLOGIA auch beim K-Town in Kopenhagen gespielt, oder? Gibt es für dich einen Unterschied zwischen einem Punk/Hardcore und einem Metal Festival? Außer den Frisuren haha.

Das Festival in Schweden war schlecht organisiert, aber für uns war es wie Urlaub! Nett zu spielen und jede Menge nette Leute getroffen. Beim K-Town haben wir mit APOLOGIA gespielt und das war richtig anders. K-Town war sehr geil und ich hoffe, wir können da in der Zukunft wieder spielen... Die einzige "Szene" mit der man richtig gut auskommen kann, ist die Punk/Hardcore Szene (Buhhh! - Anm. d. Verf.) und von daher sind die einzigen guten Festivals (wenn es um die Organisation und die Leute geht) die Festivals aus der Ecke. Traurig aber wahr....

Naja, sie sind auf jeden Fall immer sehr preiswert und nicht kommerziell. Ich hab gehört, dass das K-Town in einem Haus stattfand, stimmt das? Wer hat da noch so gespielt?

Alle Festivals sind nicht-kommerziell, in dem Sinne, dass niemand damit Profit macht (und was ist mit Wacken oder dem Full Force? - Lars), haha. Die Punk/Hardcore-Festivals sind billig und gut. Das K-Town fand in einer Art Jugendzentrum statt, eigentlich nur ein großes Gebäude mit einer Menge dänischer Punks. Kein Open Air, aber ich denke, das macht nichts. Es gab nur eine Bühne und von daher immer nur eine Band zur Zeit, das war gut. In den vier Tagen haben eine Menge Bands gespielt, aber keine war wie DEATHBOOT. Ich weiß nicht mehr genau, wer wann und wo spielte, aber ich glaube wir spielten zusammen mit URO aus Kopenhagen (nette Band, aber ein wenig weird) (und mit einer netten Frontfrau mit grünen Dreads - Lars) und Gashebel aus Deutschland. Ich denke, die kennst du besser als ich, haha.

Warum heißt eure CD gerade "Ballcrusher"? Das ist doch ein recht schmerzhafter Titel, haha.

Dahinter steckt kein richtiger Plan, der Produzent hat es, warum auch immer, auf die Original CD geschrieben und wir gewöhnten uns an den Titel. Crushing balls is what the first song is about anyway, so I guess it fits.

Was willst du mit DEATHBOOT erreichen?

Ich will Spaß haben, Bier trinken, laut und schmutzig spielen, headbangen, beat posers etc... (und vielleicht ein paar Scheiben rausbringen und ein wenig touren).

Bist du mit der Crust-Szene verbunden? Ich weiß, dass du eine zweite Band hast, die sich musikalisch von DEATHBOOT unterscheidet......

DEATHBOOT als Band sind nicht wirklich mit der Crust-Szene verbunden, aber auch nicht mit der Metal-Szene. Viktor (dr) spielt auch bei APOLOGIA (meiner anderen Band) und in einigen Projekten. APOLOGIA spielt Hardcore/Grindcore mit einer Menge Einflüsse gemixt, so dass man schon sagen könnte, dass wir ein Teil der Hardcore/Crust-Szene sind. Es werden bald ein paar Vinyls von uns rauskommen und wir haben bereits ein Demotape bei Halvfabrikat Records rausgebracht.

Also seit ihr auch mit der schwedischen Krankheit infiziert und spielt in mehr als einer Band? Wie handlest du das? Hast du keine Angst, dass du nicht kreativ für zwei Bands bist?

Schwedische Krankheit??? Nur weil wir das hinkriegen? Haha. Sicher, ich spiele in so einigen Bads, aber es gibt gewisse Prioritäten. So schreibe ich z.B. für APOLOGIA und BONGNATION keine Songs. Jeder spielt mit jedem in irgendeiner Band, aber mindestens eine Person in jeder Band hat den Fokus auf genau diese Band und ist verantwortlich dafür, neues Zeug zu schreiben. Ich wäre gar nicht in der Lage, für all die Bands, in denen ich spiele, Zeug zu schreiben. Aber ich komme oft mit Ideen über die Struktur des Songs oder wie ich bestimmte Riffs spiele.

Warum habt ihr damals DEATHBOOT gegründet?

Billing (voc) hat DEATHBOOT damals gegründet, einfach weil er eine "Metal-Band" haben wollt. Das hat er aber relativ schnell aufgegeben und heraus kam DEATHBOOT. Als wir begannen, ernsthafter Musik zu machen, waren wir schon eine Crust-Band (wir haben sogar einen Song auf einem Yellow Dog-Compilation-Tape!), aber nach und nach wurden wir heavier und schneller.

Ludde, euer Basser, hat euer zweites Demo ohne euer Wissen aufgenommen? Warum macht er sowas?

Hmmm, es gibt eine Menge verrückter Geschichten über ihn - und alle sind wahr! Er macht Dinge, die niemand anderes machen könnte oder wollte! Keiner weiß, was in seinem Kopf vorgeht...

Vielleicht kannst du ja ein, zwei Stories zum Besten geben?

Bei einer Show in einem wirklich dunklem Club trug Ludde eine Sonnenbrille. Keine gute Wahl, was er auch merkte, als er von der Bühne fiel! Voller Überraschung spielte er trotzdem weiter, auf dem Fußboden liegend! Als der Song vorbei war, kam er auf die Bühne zurück und murmelte nur was wie "pretty bad sunglasses"...

Was hörst du gerade? Magst du die aktuelle Metal-Szene?

NAPALM DEATH - "Harmony Corruption", ein Klassiker! Ich mag einige Teile der heutigen Szene, aber viel zu viele Bands klingen wie HAMMERFALL! Aber es gibt genug neue gute Bands, so dass ich mir um die Zukunft keine Sorgen mache.

Ihr habt ein Tribute für Kristet Utseende gemacht. Kriste wer?

Sie nannten sich selbst "narcotic gay metal"! Es war eine Band aus Nordschweden, die einen Mix aus Pop, Punk und Metal spielte, mit schwedischen Texten über Homosexualität, Christentum und Drogen, oft alles zusammen! Sehr cool...

Was sind deine musikalischen Einflüsse?

Ich höre eine Menge Kram und bin beeinflusst von der (alten) Death- und Thrash-Szene und auf jeden Fall einer Menge Grind, hauptsächlich altem Stuff, aber auch neuen Sachen. Unser Ziel ist es, zu Death/Thrash für eine Grindband und zu grindig für eine Death/Thrash-Band zu sein!

Was sind deine fünf alltime-Scheiben?

Ahh, das ist unmöglich! Es ist nicht möglich, nur fünf Favoriten zu nennen, aber ich würde sagen, dass GEHENNAH, SLAYER und MOTÖRHEAD genau wie NAPALM DEATH mit jeweils einem Album dabei wären. Das lässt natürlich verdammt wenig Platz für was anderes und ich habe doch erst Metal und Grind abgedeckt....

Was geht in deinem Kopf vor, wenn du einen Song schreibst?

Normalerweise reden wir ein wenig darüber, wie wir den neuen Song gern hätten, wie er sein soll, und dann jammen Ludde, Viktor und ich ein wenig. Nachdem wir dann die verschiedenen Ideen durchprobiert und angehört haben, können wir normalerweise schon die Struktur des Songs erkennen. Währenddessen kommt Bille normalerweise schon mit einigen verrückten Ideen für die Texte an und beginnt, sie an den Song anzupassen. Wir planen also nicht wirklich viel, sondern lassen die Dinge einfach passieren. Die Songs entwickeln sich immer weiter, bis wir sie aufnehmen. Danach ändern wir eigentlich kaum noch etwas.

Mit wem würdest du gern auf Tour gehen?

Wir würden mit jeder guten Band touren, Hauptsache wir passen zusammen. Irgendeine Grind/Death Band wäre nett...

Gibt es ein Festival auf dem du unbedingt nochmal spielen möchtest?

Fuck The Commerce! Das wär cool. Es gibt kein solches Festival hier in Schweden, wenn man einmal von den Hardcore Dingern absieht und da passen DEATHBOOT nicht wirklich rein.

Wie einfach oder schwierig ist es denn für euch, Gigs an Land zu ziehen?

Wir spielen so oft wir können und das ist gut für uns. Es ist um einiges schwieriger irgendeine Art Tour zu bekommen, aber wir werden das versuchen, wenn wir unser Album draußen haben, nächstes Jahr hoffentlich.

Wie ist das Publikum in Schweden? Stimmen die Klischees vom Nordländer, der schweigsam ist und keine Reaktionen auf irgendwas zeigt?

Das kann stimmen! Es ist von Genre zu Genre verschieden, aber ein sehr ätzendes Ding sind die 14-jährigen "Black Metal" SLIPKNOT Wannabees, die zu Shows gehen und dann auf- und abhüpfen mitten in der Menge. Vielleicht sind sie zu klein und wollen die Band sehen, ich weiß es nicht, hehe. Wir verschwenden nicht so viel Zeit mit Reden, solange wir unser booze haben, haha. Bei einer Metalshow heißt es doch "Bang your heads for Satan", aber manche Leute meinen, es ist toll, zu Metal zu pogen. Normalerweise versuchen sie dann auch noch, pogen und kämpfen zu kombinieren und das ist für'n Arsch!

Ok, danke für diesen Einblick in schwedischen Gepflogenheiten hehe. Noch ein paar letzte Worte?

I am very tired, maybe these answers are a bit fucked up! haha I hope they are ok, and I hope this interview will turn out fine. =) I hope you don't think we're a bunch of idiots now when I have answered your questions! haha Have a nice weekend!

DEATHBOOT
1999 - In Käng We Crust, Reh-Demo
1999 - Deathboot, Reh-Demo
1999 - Postens Skoldag, Comp.-CD
2001 - Hagridden, Demo #1
2001 - GrindPusher, Demo #2
2002 - Ballcrusher, Promo-CD

www.entombed.com/deathboot


Interview: Lars