Zuerst mal meinen Glückwunsch zu "Versus the World". Für meinen Musikgeschmack habt ihr das Album des Jahres geschrieben. Eigentlich wisst ihr gar nicht in was für Dimensionen ihr mich geballert habt. Jeder einzelne Song trägt eine solch unglaubliche Kraft in sich - einfach großartig! Also ein Inti mit euch war für mich ein MUSS!

Ich denke "Versus the World" ist bis jetzt euer bestes Album. Stimmst du mir da zu?
Johan: Natürlich! Tatsächlich meine ich das es das beste Album ist das überhaupt je geschrieben wurde (hups, er kennt "Altars of Madness" nicht? - Uwe).

Hey, sei ehrlich, hahaha!!! Wenn du immer noch zustimmst, warum ist es das beste?
Johan: Nun ja, es hat einfach alles. Es hat coole Lyrics und es ist voller Power, Melancholie und aggressiv ist es auch noch. Was für Gründe brauchst du da noch?

Also lass uns zuerst zu "Versus the World" kommen. Siehst du selbst musikalische Unterschiede, verglichen mit eurem alten Kram?
Johan: Ich würde sagen, dass "Versus the World" eine Art Kombination von all unseren vorherigen Alben ist, aber wenn du es mit "The Crusher" vergleichst hat das Album mehr Unterschiede. Dieses Album ist melodischer und epischer. Den größten Unterschied, den ich sehe ist der Sound. Dieses mal haben wie es geschafft einen viel sauberen Sound zu bekommen. Heavier, trotzdem sauberer.

Es war das erste mal, dass ihr nicht im Abyss Studio ward, weil Peter Tägtgren nur noch seine eigenen Projekte aufnimmt. Warum habt ihr das Berno Studio gewählt?
Johan: Nun, wir haben ne Menge Produktionen gehört, die aus dem Berno Studio kommen und sich klasse anhören, zum Beispiel VOMITORY, THE CROWN, THE HAUNTED und SOILWORK, so war die Wahl sehr einfach.

Ich denke die Wahl die ihr getroffen habt war die beste die ihr treffen konntet. Am Ende würde ich sogar sagen, dass Peter viel bessere Aufnahmen gemacht hat als Alben wie "The Crusher" oder "The Avenger".
Johan: Wenn wir die Möglichkeiten in Betracht ziehen, die wir hatten, war es eine großartige Wahl. Peter hat immer eine großartige Arbeit für uns gemacht, aber dadurch, dass wir das Studio gewechselt haben, hatten wir die Möglichkeit den Sound von Grund auf neu zu Gestalten, mit Leuten, die durch die alten Aufnahmen nicht beeinflusst waren. Die neue Umgebung und die Zusammenarbeit mit neuen Leuten gab uns wirklich einen kreativen Schub, aber ich kann mir nicht helfen, ich vermisse die Aufnahmen im Abyss. Es war so etwas wie ein zweites Zuhause für uns. Es war immer großartig mit Peter und Lars zu Arbeiten.

Die Texte auf "Versus..." haben sich überhaupt nicht geändert. Der erste oberflächliche Blick auf eure Texte öffnet immer eine Welt von Tot, Krieg, nordische Mythologie und Schlachten. Woher kommt das Interesse?
Johan: Nun, die Themen auf diesem Album haben sich schon ein bisschen verändert. Nicht so viel in der Art und Weise, wie sie erzählt werden, sondern mehr im Inhalt der Texte. Meine Hauptinspiration bei den Texten ist die Geschichte von "Ragnarök" das Ende der Welt in der nordischen Mythologie. Das ist das Hauptkonzept des Albums. Auf dem vorigen Album bin ich nicht wirklich tief in die Mythologie gegangen. Ich habe sie mehr als Quelle der Inspiration gebraucht, aber für dieses Album ist die Mythologie selbst die Geschichte die erzählt wird. All das ist für mich natürlich sehr klar, für alle Anderen ist das nicht wirklich so klar zu sehen. Ich bekomme meine Inspiration von Büchern über nordische Mythologie und alten Wikinger Legenden, aber auch aus Filmen und Musik. Ich bin an diesem Teil der skandinavischen Geschichte interessiert seit ich 9 oder 10 Jahre alt war, als wir zum ersten Mal darüber in der Schule gelesen haben.

Wenn ich tiefer in eure Texte gehe, würde ich sagen ein roter Faden (besonders auf "Versus...") ist Rache. Stimmst du mir da zu oder habe ich dich missverstanden?
Johan: Auf der einen Seite hast du Recht. Nicht soviel auf dem neuen Album als auf "The Crusher" und "The Avenger". Auf diesem Album ist es mehr "anspruchsvoller Respekt", wenn du verstehst was ich meine.

Fast die gesammte Musik kommt von Olavi, die Texte von dir. Wieso ist der Rest der Band nur so spärlich am Songwriting beteiligt?
Johan: Das ist nicht ganz richtig. Sicher, Olavi schreibt die meisten Riffs und ich schreibe die Texte, aber wir sind verantwortlich um alles zusammenzufügen. Wir sind ein Team. Außerdem, Frederik und Johan Söderberg bringen mehr und mehr in die Musik ein und ich bekomme eine Menge großartiger Ideen für die Texte von dem Rest der Jungs, ganz besonders von Ted, so sind wir alle beteiligt.

1993 habt ihr euer erstes Demo "Thor Arise" aufgenommen, welches ihr niemals veröffentlicht habt, weil ihr mit dem Sound, soweit ich weiss, nicht zufrieden ward. Also warum veröffentlicht ihr es jetzt auf der "Viking Special Edition" von "Versus...", wenn ihr mit dem Sound nicht zufrieden seid? Wird es Remastered?
Johan: Nun das ist jetzt unser 10-jähriges Bandjubiläum und wir wollten unseren Fans eine Bonus CD mit rarem Material geben. Wir waren gerade dabei darüber nachzudenken die Mini-CD und das "The Arrival of the Fimbul Winter" Demo daraufzupacken, als wir das Glück hatten, eine Originalaufnahme vom "Thor Arise" Demo zu finden. Da haben wir spontan beschlossen das Demo ebenfalls dabeizupacken. Ne Menge Leute haben uns in den letzten Jahren nach dem Demo gefragt. Aber wir haben auch geglaubt es sei für immer verschwunden, also haben wir auch nie daran
gedacht, danach zu suchen. Wir du schon sagtest, der Sound ist scheiße, sogar jetzt nach dem Remastern, aber ich denke es wird den Fans Spaß machen zu sehen, wie wir angefangen haben. Außerdem muss du bedenken, es war das erste Mal, dass wir in ein Studio gingen.Wir haben fünf Tracks an einem Wochenende aufgenommen und abgemischt, und der Toningenieur hatte vorher noch nie Death Metal aufgenommen.

Beschreib die Musik von AMON AMARTH mit deinen eigenen Worten.
Johan: Na das ist so als würde man sagen, beschreib die Mona Lisa oder den Ozean... An der Oberfläche ist es einfach zu sehen worum es sich handelt, aber wenn du tiefer gehst ist es ein wenig komplizierter. Noch immer, meiner Meinung nach kann man die Musik von AMON AMARTH in zwei Worten beschreiben. Um es für mich selbst einfach zu machen: Powervoll und leidenschaftlich.

Amon Amarth wurde 1992 gegründet. Wie würdest du die Dekade betiteln?
Johan: Decade of bad hangovers!

Was für Ratschläge kannst du Bands geben, die von ihrem Label total beschissen wurden? Es gibt viele!
Johan: Wenn ein Plattenvertrag zu schön aussieht um wahr zu sein, dann ist er das in der Regel auch. Lasst immer einen Anwalt über den Vertrag sehen, der euch von einem Label angeboten wird. Wenn ihr das tut ist das Risiko eines Rip-off längst nicht mehr so groß. Wenn ihr trotzdem abgefucked werdet, habt ihr dann wenigstens die Möglichkeit vor Gericht zu gehen, weil ihr einen unterschriebenen Vertrag habt, der in jeden Fall rechtskräftig ist wenn ein Anwalt dabei war. Es mag wie Geldverschwendung aussehen, aber glaubt mir, es ist immer besser es auf diese Weise zu tun. Außerdem, wenn ihr Mitglied in einer Vereinigung seid ist es möglich das ihr Rechtsbeistand zu einem besseren Preis bekommt. Zumindest weiß ich, dass das hier in Schweden so funktioniert.

Ich habe Amon Amarth bis jetzt zweimal live gesehen und ich muss dir sagen, ihr Typen tretet verdammt Ärsche! Ich denke Amon Amarth ist einer der besten Live Acts auf dem ganzen beschissenen Planeten hier. Ich mein nicht nur eure Musik, es ist die Art wie ihr Hurensöhne eure Songs präsentiert. Ehre, Stolz, Power; kein verdammtes Gepose, ahhh scheiße ich hör hier auf bevor meine Birne in deinem Arschloch stecken bleibt. Trotzdem, bleibt wie ihr seid! Kommentare bitte.
Johan: WE ARE THE MIGHTY AMON AMARTH!!! ALL KNEEL AND HAIL!!!

Wenn ich mir die schwedische Metal Szene ansehe, wechseln Musiker Bands wie dreckige Unterwäsche. Ihr habt kaum Line-Up Wechsel gehabt. Also gehört Amon Amarth zu den Bands die ein stabiles Line-Up als wichtig sehen?
Johan: Für uns ist ein stabiles Line-Up sehr wichtig. Außerdem sind wir von Anfang an eine Horde von Freunden gewesen und jedes mal wenn einer die Band verlassen hat, war es seine eigene Entscheidung, außer Anders Hanson, den haben wir gefeuert. Aber wir sind mit denen, die die Band verlassen haben immer in Freundschaft auseinander gegangen.

Gibt es irgendwelche Sessions in denen ihr drinsteckt?
Johan: Nicht das ich wüsste. Frederik hatte eine Band mit ein paar Freunden, aber ich bin mir nicht sicher ob sie noch zusammen spielen.

Lass uns ein bisschen in der Vergangenheit graben. Wie kam es am Anfang zu den Deal mit "Pulverisied"? Ich meine, die sind aus Singapur.
Johan: Das waren die einzigen, die uns zu dieser Zeit einen "One Release Deal" angeboten haben. Wir waren willens diese Chance zu nutzen. Wir hatten gerade einen beschissenen Diebstahl in unserem Proberaum, Equipment für über 750 Euro wurde uns gestohlen und zur gleichen Zeit flogen wir auch noch aus dem Proberaum. Also haben wir bei ihnen unterschrieben, haben angefangen für neues Equipment zu sparen und einen neuen Proberaum gesucht. Da wir dafür sechs Monate brauchten, wollten wir nicht zu lange auf den nächsten Release warten, so war eine Mini-CD zu dieser Zeit genau das Richtige für uns.

Für die letzte Carnage Ausgabe habe ich ein Inti mit dem brillanten Newcomer KAAMOS gemacht. Sie haben mir eine Antwort geschrieben, die mich echt beeindruckt hat. "Für uns war es das Wichtigste, den Spirit der glorreichen alten Tage zu fangen, als Death Metal eben nur Death Metal war. Ich glaube das ist uns gelungen." Siehst du auch schon mal mit Bedauern zurück?
Johan: Nein, ich bereue nie Dinge die ich getan habe. Vielleicht die Dinge die ich nicht getan habe.

Marcus: Johan eure Cover sehen echt cool aus, aber sie sind alle in rot, gelb und schwarz. Steckt da eine Bedeutung hinter und meint ihr nicht das es Zeit für einen Wechsel ist? Grün oder Pink, haha? Ich denke wenn das nächste Cover wieder in rot kommt wird es langweilig.
Johan: Das Konzept ist Feuer... Das war es schon immer von Beginn an. Ich weiß nicht was das nächste Cover bringt und um ehrlich zu sein, es ist mir egal.

Marcus: Ich muss gestehen, vor vielen Jahren bekam ich eure erste MCD "Sorrow Throughout the Nine Worlds", aber für mich hörte sich das an wie ein "Dissection-like-crap". So habe ich AMON AMARTH aus den Augen verloren, bis ich euch dieses Jahr in Essen live gesehen habe. Das war ein einzigartiger Gig und so habt ihr mich überzeugt "The Avenger" zu hören, die ein Jahr in meinem Schrank lag. Da war's an der Zeit noch mal da reinzuhören und ich dachte: Huh, das hört sich nicht an wie fuckin' DISSECTION, das ist besser, mächtiger. Du siehst wie die Zeit sich ändert.
Johan: Cool.

Marcus: Als ich euch in Essen sah, gab es einen Track der mich glatt an die Wand gepumpt hat: "Bleed For The Ancient Gods". Was für ein Killer. Ich meine "Death In Fire" hört sich ähnlich an. Was meinst du?
Johan: Ich denke sie sind sich ähnlich, aber das ist unsere Art Songs zu schreiben.

OK, Johan, lass uns noch ein wenig über die Zukunft reden. Wann werden wir Amon Amarth wieder live sehen? Wird es einen Headlinershow? Und vergesst ja nicht euren alten Fucker "Metalwrath" zu spielen. DU WEISST VON WELCHEM NACKENBRECHERRIFF ICH HIER REDE!!!
Johan: Bis jetzt sind noch keine Tourdaten geplant, aber wahrscheinlich werden wir Anfang nächsten Jahres wieder auf der Straße sein.

Was denkst oder hoffst du wird die Zukunft Amon Amarth bringen?
Johan: More beer and woman!

Ich denke das war's soweit. Behaltet eure Köpfe auf euren Schultern und vergesst nicht uns auf Tour an die Wand zu Klatschen. Wie immer, die letzen Worte sind dir.
Johan: See ya.

Interview: Uwe [Marcus] (web only 2003)